Virus Teleskopius und die Schnäppchenallergie
Diesen Text haben wir von einem Kunden für die Veröffentlichung zugeschickt bekommen.

 

Nach einem ,eher zufälligen, Besuch auf einer Sternwarte, fing ich den mir unbekannten Virus Teleskopius, ein. Aber, der Reihe nach, beginnen wir mit der Sternwarte:
Sterne, warum sie da sind, woher sie wohl kommen, das interessierte mich schon als Kind. 40 Jahre mussten vergehen bis zum 1.Blick durch ein Teleskop. Angekommen auf der Sternwarte waren viele Menschen, eingepfercht in die Kuppel, lauschend dem Mann, der erklärte, was es mit dem Mond so auf sich hat. Endlich war ich an der Reihe und durfte durch das Teleskop schauen. Was ich sah verschlug mir den Atem. Die Mondoberfläche kannte ich aus Büchern. Aber mit eigenen Augen? Der 1. Blick durchs Teleskop polarisiert, entweder man fühlt den Tanz der Emotionen, oder eben nicht!

Auf der Heimfahrt beschloss ich: Ich will mein eigenes Teleskop, ohne Andere die in der Kuppel gierig warteten bis ich endlich Platz am Okular machte. Dies teilte ich noch in der Nacht, telefonisch meiner besten Freundin mit. Zwei Tage später stand sie mit einem Teleskop vor meiner Tür. Ungläubig starrte ich auf das Teil, das viel kleiner war als das Monster von der Sternwarte. Sie bekam es von einer befreundeten Familie.
Ich versuchte bei Ihr einen Eindruck gewisser Professionalität zu hinterlassen. Nun, sie kannte mich nicht erst seit gestern, und damit war ich schnell entlarvt. Ich wusste definitiv nicht was da vor mir stand, wo schaut man da hinein? Zwei Tage später meldete sich der Vorbesitzer und fragt, ob wir nicht Okulare und Sucher vermissen!
Endlich voll ausgerüstet, Teleskop , Winterjacke, Stiefel, nach dem Motto: Der Profi will den Mond sehen. Die nächste Strassenlampe war mein Ziel, Ich wollte schliesslich sehen wie ich mein Teleskop aufstelle.

Unsicher schaute ich vorn seitlich in das Teleskop. Was ich sah war erbärmlich! Unscharf und verzerrt sah ich den Mond. Zudem wackelten die Stativbeine wie Grashalme im Wind. Durchgefroren und enttäuscht verlies ich den Ort der Schmach. Die gelben Seiten zeigten mir den Weg zum nächsten Geschäft, das sich mit Fernrohre auskennt.

Ich erzählte dem Verkäufer mein Leid. Er nickte verständnisvoll und klärte mich auf, das sich bei meinem Teleskop um den klassischen 114/900 Einsteigernewton handelt. Abgründe der Unwissenheit taten sich auf, als er seltsame Dinge faselte wie Fangspiegel Öffnungsverhältnis, Okularsteckmass, Gesichtsfeld und Austrittspupille. Ergänzend zu seiner Einführung in das Teleskopwissen verkaufte er mir den sogenannten Fernrohrführerschein. Der Verkäufer nahm sich über eine Stunde Zeit für mich und hat mir dabei wichtige Grundkenntnisse beigebracht. Sich hier zu informieren und dann woanders kaufen, das wäre, zumindest für mich, äusserst unanständig.
Eigentlich ganz einfach, die Sache mit der Kinderstube.

Nach dem Lesen und so mit den Grundkenntnissen bewaffnet, machte ich mich über den Newton her. Da ich Handwerker bin stellte die Herstellung eines Stativ kein Problem dar. Okularauszug erneuert, Spiegel justiert, Plössls gekauft, und wieder gings hinaus, aber nicht mehr unter die Lampe! Höllisch schwer geworden das Ganze, aber kein Wackeln mehr. Na also geht doch, der Mond war hell und scharf, die Plejaden ne Wucht!

Zufrieden ging ich heim. Dennoch fragte etwas in mir: bist du wirklich zufrieden? Warum etwas lassen das gut ist? Der Virus Teleskopius war aktiviert!

Durch immer mehr Bücher wuchs natürlich mein Wissen! Tragbar, zahlbar, handlich, unkompliziert und schnell auf und abgebaut muss es sein. Ein Goto-Teleskop, das war meine Lösung!

Um Vorabinformationen zum Teleskop zu erhalten und um die Astronomen im Fernrohrland nicht überzustrapazieren, überflog ich diverse Astronomieforen in denen einige Händler ihre Ware wie Sauerbier anbieten, und man das Gefühl nicht los wird, wenn man 14 Tage später zugeschlagen hätte, wer es wohl billiger gewesen. Sozusagen die ewige Schnäppchenjagd. Hier, in dieser Liga, geht’s um Umsatz, egal wie. Und dann sind da noch die selbsternannten Forengötter die ihre Ratschläge los werden wollen und sich dabei noch zanken. Auf diese Art der Konversation kann ich definitiv verzichten!
Der persönliche Kontakt ist unschlagbar! Mein Vater hat mir einen Satz mit auf meinen Lebensweg gegeben: Schau dem, von dem du kaufen willst, in die Augen! Ein Ratschlag den ich mir zu Herzen nahm und somit manchem Lehrgeld ausweichen konnte.

Zudem verfüge ich als bodenständiger Handwerker nur über ein begrenztes Budget und das muss überlegt eingesetzt werden. Das Fachgeschäft, zu dessen Belegschaft ich mittlerweile einen netten Kontakt habe, die haben bestimmt so ein Goto ! Eine Beratung durch den Verkäufer entpuppte sich als hoffnungslos, weil mich nichts und niemand von einem anderen Teleskop hätte überzeugen können! In dem Shop stand genau das Objekt meiner Gier! Gebraucht klein, handlich alles automatisch! Sterne suchen und finden, wann gehen die Planeten auf, alles kein Problem!
Unverständlich für mich, warum Goto nicht ständig ausverkauft ist! Die Krönung der Teleskopentwicklung, das Ziel war erreicht. Virus Teleskopius ade.
Bild Daheim wartend auf die Dunkelheit, genoss ich den Anblick meines Traumteleskops. Die Nacht brach herein, nervös blickte ich auf die Wolken.5 Nächte Wolken! Ein unerträglicher Zustand, den ich als Ungerechtigkeit empfand. Die 6. Nacht war klar, ich freute mich wie ein Säugling auf seinen Schnuller. Ich machte mich auf die Suche nach einem dunklen Plätzchen. Als angehender Amateurastronom geniesse ich die Einsamkeit, die Ruhe und das Tete-a-Tete mit den Sternen! Nach dem Einschalten meiner neuen Errungenschaft war es aus mit der Ruhe. Kreischend meldeten sich die Stellmotoren zu Wort. Der Computer forderte mich auf, die Uhrzeit einzugeben! Ich befahl ihm anschliessend den Saturn zu suchen. Das Teleskop gehorchte dem Computer und fuhr in die Zukunft, dahin, wo der Ringplanet in etwa 30 Jahren stehen könnte! Das ist die Art der Technik, mit der ich mich in meiner Freizeit garantiert nicht beschäftigen will. 2 Stunden kämpften wir um die Vormachtsstellung am Teleskop!
Nachdem das Goto ohne Strom war, suchte ich Saturn per Hand und er war exakt im Okular! Die Ringe weit geöffnet ,traumhaft schön so stellte er sich vor. Das 1.mal Saturn im Teleskop wird wohl ein Leben lang unvergesslich sein! Vom Rausch der Natur zurück zum Erdling. Hantierend mit Teleskop war da ein Gewackel des Ganzen ,das mir bekannt vorkam! Plastik wackelt und da war überall Plastik.

In der darauffolgenden Nacht, suchten das Goto, die Betriebsanleitung und ich nach anderen Highlights im Universum, und es stand fest: Wir passen nicht zusammen.
Klagend stand ich im Fernrohrland. Der freundliche Verkäufer bot mir an, das Gerät zurückzunehmen. Er hatte Verständnis für meinen Schnellschuss. Er gab mir mein Geld zurück ohne wenn und aber. Sowas nennt man anständig, professionell und seriös, zumal es sich um ein Gebrauchtgerät handelte! Das richtige Teleskop stand noch in den Sternen, aber der Laden war schon mal goldrichtig! Ob die Geduld und das Verhalten der Verkäufer auch mit manchem Internetanbieter standhält, wage ich zu bezweifeln.
Ich bezahlte bis jetzt jedesmal den geforderten Preis, denn, wenn ich in meiner Branche für meine Arbeit einen Preis verlange, erwarte ich, dass meine Kunden ihn auch akzeptieren!
Eigentlich ganz einfach die Sache mit dem miteinander Umgehen.

Ein paar Tage später beschloss ich ein rein mechanisch solides Teleskop zu kaufen! Meine Verkäufer vom Fernrohrland berieten mich diesmal sehr entschlossen zu einem 12 Zoll Dobson. Durch monatelanges Lesen entsprechender Literatur, war mein Wissen zu Teleskopen soweit, das ich dem Verkäufer ein paar unbequeme Fragen zwecks des Dobsons stellen konnte, die er mir souverän beantwortete. F5? Höchstanforderung an Okulare, das wusste ich, verdrängte es aber. Noch am selben Abend war der Himmel glasklar und ich fuhr einige Kilometer in die Dunkelheit. Die Einfachheit und Stabilität dieses Systems und auch das erträgliche Gewicht überzeugten mich. Der grosse Spiegel lächzte nach Licht und er präsentierte mir Andromeda!
Der Dobson übertraf meine Erwartung und entpuppte sich noch in der selben Nacht, nach und nach, als genau das was ich wollte. Ein Deepskyprofi par ecellence.
Morgens um 4 Uhr machte ich mich zufrieden auf den Heimweg. Jetzt ist alles perfekt………..wenn mich da nicht noch die Sache mit den Weitwinkelokularen eingeholt hätte: Plössls am Dobson ist, wie den Berg hochfahren mit angezogener Handbremse!
Mein Verkäufer im Astroladen zeigte mir preiswerte Weitwinkelokulare. Perfekte Okular sind teurer meinte er trocken. Wie irre müsste ich sein um für Okulare mehr zu bezahlen als für mein Teleskop? Ich beschloss, ein Okular aus dem unteren Preissegment zu erwerben.
Weitwinkel, das ist die Krönung für den Dobson. Das Nachschubsen verzögerte sich, grosses Gesichtsfeld, am Rand Striche statt Sterne egal. EGAL? Wochen später, beim nächtlichen Beobachten, traf ich einen Astrokumpel mit 30 jähriger Erfahrung, der mein Weitwinkelokular betrachtete. In der Preisklasse sind alle gleich“, meinte er. Kurzerhand steckte er eines seiner Okulare in mein Teleskop.
Der Dobson verabschiedete sich in die Waagerechte! Nachdem ich in aufstellte auf M13 ausrichtete ging ICH in die Knie.
Das war der Megaklopfer ich war sprachlos…….so knackscharf…..so riesig……..bis zum Rand Sternpunkte!
Da wars wieder: Leidenschaft hat seinen Preis!! Die Hersteller von Topokularen geben sich grösste Mühe, ein perfektes Produkt zu entwickeln und zu produzieren. Der hierfür erforderliche Aufwand hat natürlich seinen Preis. Ein Okular, wenn es nicht kopiert ist! (Ziemlich unfair gegenüber dem, der es entwickelt hat ! Finden sie nicht?), das zu einem Fünftel des Preises verkauft wird, kann unmöglich, nicht annähernd die selben Kriterien erfüllen!
Eigentlich ganz einfach, die Sache mit den Preisen!

Das „Preiswertokular“ brachte ich zurück und nach geraumer Zeit gönnte ich mir ein Traumokular, und mit ihm die Gewissheit: das Beste für das Schönste(Universum)!
Die traumhaften Facetten der Natur mit minderwertiger Ausrüstung zu geniessen?
Jahrmillionen ist das Licht zu meinen Augen unterwegs, und die letzten 10 cm sind ein Problem, weil ich die Sache mit den Preisen noch nicht verstanden habe?
Seit dem ersten Blick in die Ferne sind nun 5 Jahre vergangen. mit dabei der Dobson und mein Eigenbaunewton.
Mein jetziges Wissen über Teleskope habe ich aus Fachbüchern, der Praxis und meinem Astroladen. Teleskopisches Sehen hat mir der Fernrohrlandmann in seiner Freizeit beigebracht!
Eigentlich perfekt, die Sache mit dem Fachgeschäft!

Viele Objekte habe ich mit meiner Ausrüstung beobachtet, es war jedes Mal Konzentration, Neugier, Träumen, Wahrnehmen und Geniessen !Eines schönen Tages, unverhofft, kam er zurück: Virus Teleskopius

Wie sind wohl Linsenteleskope, Maksutows, Schmidt-Cassegrains. Hab ich irgendwas verpasst?
Meine Fernrohrland-Crew, mit den Jahren schon eher ein freundschaftliches, vertrautes und immer noch respektvolles Miteinander, gaben mir alle möglichen Systeme mit zum Testen. Der damit verbundene Mietpreis schien mir gering, gegenüber einem erneuten Fehlkauf. Das man auf gemietete Optik aufpasst, und nicht kaputt macht, sollte selbstverständlich sein. Das sahen so manche Teleskoptester anders, desshalb musste dieser Service mittlerweile ganz eingestellt werden.
Eigentlich traurig, das Selbstverständlichkeiten, verschiedene Interpretationen haben.

Mit den Jahren wuchsen auch meine Fachkenntnisse. Meine Suche galt einem Planetenspezialisten mit perfekten Abbildung. Keines der Fernrohre überzeugte mich, die Optiken waren mehr oder weniger alle irgendwie gleich. mal grösser mal kleiner, mal besser mal schlechter, nichts dabei das Emotionen auslöst, oder meinem Dobson ernsthaft hätte Paroli bieten können.
Vielleicht sind einfach meine Ansprüche zu hoch.

Eines Tages stellte mir mein Berater vom Fernrohrland seinen 4Zoll Apochromaten der Referenzklasse zur Verfügung. Reinrassige Apos sind sehr teuer, das wusste ich aus Büchern, und ich wusste auch warum. Mehr konnte ich mir darunter nicht vorstellen. Die Nacht der 1.Beobachtung mit dem Apo stand bevor. Ich war aufgeregt wie ein Karnickel dem der Wolf auf den Fersen ist. Das was ich dann im Okular sah, ist schwer zu beschreiben: Ein Paukenschlag in meinen Augen. Rezeptoren im Ausnahmezustand. Pupille tanzt mit Linse. Als Hauptgericht: Saturn knackscharf,garniert mit nadelfeinen Diamanten auf schwarzem Samt. Dieser kleine Apo verwandelt Sterne zu Edelsteinen. Die Tür zum Universum hat sich geöffnet! Noch nie, nicht annähernd oder auch nur ansatzweise, hab ich Sterne oder einen Planeten so perfekt und messerscharf erblickt.

Dieses Fernrohr verkörpert Überlegenheit. So wie die Zauberer die diese Linsen gerechnet und geschliffen haben. Meine Hochachtung vor Menschen die ihren Beruf lieben, Erfahrung ein Gesicht geben, stolz auf ihr Können sind, mit Leidenschaft versuchen, Perfektes zu geben, und ein Ergebnis abliefern, das nur sehr schwer, oder gar nicht mehr zu toppen ist!

Solche grandiosen Meister sind rar geworden. Sie hoffen dass ihre Arbeit nie zum Schnäppchen deklassiert wird. Wie übrigens jeder von uns hofft, das seine Arbeit nicht im Sonderangebot endet. Auch so mancher Internetastrohändler sollte seine Situation überdenken:
Auf der Verramschebene angekommen, verliert diese Branche schnell an Glaubwürdigkeit und Seriosität und wird zum Spielball der Respektlosigkeit. Es ist einfach sich gegenseitig die Best-Price Garantie abzujagen und Lieferanten b.z.w. Hersteller in die Knie zu zwingen, noch billiger zu produzieren.
Dabei gibt’s am Schluss nur Verlierer und auch hier hofft jeder, dass er nicht der Erste ist. Mehr Geschick, Weitblick und Aufwand erfordert es, die gesamte Branche als Lebensader für jeden Händler zu erkennen, somit sich zu ergänzen, Erfahrungen zu bündeln, Schwerpunkte zu verteilen und damit die Konkurrenz zu respektieren und auch zu akzeptieren.
In meinem Astrogeschäft gibt es selten Schnäppchen, und wenn, nennt man sie dort „Gelegenheiten“. Dieser feine Unterschied fiel mir sofort beim ersten Besuch auf.
Als mir dann noch, freundlich grüssend, der Seniorchef begegnete, wusste ich, hier weht der Wind der Tradition!
Dies wird auch in manch anderen Fachgeschäften dieser Branche noch so sein. Ich denke, dessen Inhaber haben genug Erfahrung und Klasse, das Plateau der Selbstvernichtung, gekonnt zu meiden. Ich meine, es wird auch in Zukunft genug Menschen geben, denen eine fundierte vertraute Verbindung zu einem Geschäft wichtiger sind als der Preis, der für ein Markenprodukt ,letztendlich, überall identisch ist.
Eigentlich wäre es so einfach, die Sache mit den Preisen !

Ich bin weiterhin mit meiner Ausrüstung sehr zufrieden und geniesse die Vielfalt der praktischen Astronomie. Es gibt unendlich viel zu sehen. Eine „Zwischenkauf“ wird es nicht geben! Wenn dann nur einen selektierten Apochromaten der Spitzenklasse. Irgendwann mal, vom Fernrohrland. Er wird mein Sortiment krönen.
Die Schnäppchenallergie war nur kurz akut. Der Virus Teleskopius ist besiegt!
Hoffentlich für immer !!!!!

 

Fernrohrland im Haus von PHOTO UNIVERSAL • Max-Planck-Str.28 • 70736 Fellbach
Tel. 0711/95 760 -17 • Fax -40 E-Mail info@fernrohrland.de