Hochleistungsrefraktoren,
Testbericht Teil 1
(Übersetzung aus Sky & Telescope May 2002 von Reiner ten
Hoevel für Fernrohrland)
Obwohl in Wahrheit ein Allzweckteleskop zu den Mythen gehört, kommen
diese 4-Zoll-Refraktoren nahe daran. (Von Alan Dyer)
Betrachten Sie das Szenario für das populäre TV-Programm "Survivor"
Sie werden in der Wüste ausgesetzt und haben die Aufgabe astronomisch
mit nur einem Teleskop zu überleben. Sie sollen alle visuellen
und fotografischen Beobachtungen des Nachthimmels damit ausführen.
Machen Sie es gut, dann warten Ruhm und ein Vermögen auf Sie. Welche
Art von Teleskop würden Sie mitnehmen?
ZU "Survivor": Himmelsbeobachtung ist nicht dazu angetan in
der Programmvorschau des nächsten Jahres im TV zu erscheinen, aber
die Frage ist sehr interessant. Welches Teleskop ist wirklich das Allerbeste
zum Beobachten und Fotografieren. Für die meisten ist dies ein
apochromatischer 4 Zoll-Refraktor ein Instrument welches eine
ausgezeichnete Optik mit genügend Öffnung für ernsthaftes
Beobachten vereint, und dabei noch klein genug ist, um es leicht transportieren
zu können.
Apos, wie sie kurz genannt werden benutzen für ihre Linsen exotische
Materialien, (hochbrechende Gläser oder Fluorit) in einem oder
mehreren Linsenelementen, um Farbverfälschungen, ein traditionelles
Manko von Refraktoren, auf niedrige bis vernachlässigbare Werte
zu reduzieren. Diese Apos liefern superscharfe Bilder, außerdem
kann man mit ihnen Weitwinkelansichten von Sternfeldern erhalten, die
mit keinem anderen Fernrohr erreicht werden.
Apos sind die Lieblingsteleskope für Mond- und Planetenbeobachtung,
sowie für Weitwinkelfotografie sowohl mit Film als auch mit den
heutzutage gebräuchlichen CCD-Kameras mit Megapixel-Chips.
Während Apos mit 5 Zoll oder noch größer sehr teuer
sind, oder wenn überhaupt, wegen der begrenzten Fertigung schlecht
lieferbar, sind 4-Zoll-Modelle ohne weiteres verfügbar und im Preis
noch so attraktiv, dass jemand, der nicht gerade ein Vermögen für
ein Hochleistungs-Teleskop ausgeben möchte, sich dieses noch leisten
kann.
Apo-Liebhaber können sich zur Zeit über eine Auswahl aus einer
Vielzahl von Modellen freuen. Wir haben fünf Modelle ausgewählt,
die kürzlich neu erschienen sind und ab Oktober 2001 lieferbar
sind.
Eine
tabellarische Vergleichsübersicht aller fünf Modelle erfolgt
am Ende des Testberichtes.
(Noch einige andere Firmen haben neue 4-Zoll-Apos angekündigt,
aber diese waren noch nicht verfügbar, als wir unsere Auswahl trafen.
Drei dieser Teleskope werden in der Mai-Ausgabe von S&T beschrieben,
die beiden restlichen folgen in der Juni-Ausgabe von S&T.
Alle Teleskope bestanden aus einem Tubus mit Optik und wurden entweder
vom Hersteller oder von einem größeren Fernrohrvertreiber
ausgeliehen.
Untersuchungsmethode
der Apos:
Um die visuellen und fotografischen Tests durchzuführen, benutzte
ich die vom Hersteller gelieferten Rohrschellen, um die Teleskope auf
diverse schwere Montierungen aus meinem Besitz zu adaptieren. Die Teleskope
wurden zunächst nach ihren visuellen Abbildung von Sternen, Mond
und Planeten auf der Achse bei hoher Vergrößerung bewertet.
Für diese Zwecke werden Hochleistungsapos immer angepriesen und
daher mit kritischem Auge oft direkt untereinander verglichen. Jedes
Teleskop wurde außerdem auf seine mechanische Qualität untersucht.
Sind alle Apos ähnlich ?
Unser Plan war eine Gruppe von nahezu identischen Teleskopen mit dem
populären Öffnungsverhältnis zwischen f/5 und f/6 zu
untersuchen.. Für diesen Testbericht wählten wir neueste Modelle
wie den Takahashi Sky90 und den Orion/Vixen VX114-ED aus. Obwohl dies
streng genommen keine 4-Zoll-Teleskope sind, machen ihr Preis und ihre
Leistung sie interessant für jeden, der erwägt ein Teleskop
aus dieser Klasse zu erwerben. Abgesehen von der Öffnung fand ich,
dass jedes der Teleskope seine besonderen Vorzüge aufwies. Keine
zwei Teleskope waren ähnlich, auch die Optiken der Wettbewerber
waren alle verschieden.

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Was
wir gut fanden:
Geringes Gewicht und gute Transportfähigkeit / Modularer Aufbau,
von Kunden durch-führbar Helical-Okularauszug mit Indexskala
Was wir nicht mochten:
Schwache Haltekraft des Okularauszuges bei schweren Okularen Ineinander
geschraubte Adapterringe lassen sich manchmal nur schwer wieder lösen.
Nachdem
Borg-Fernrohre in Japan, wo Refraktoren schon immer den Fernrohrmarkt
beherrschen, schon lange populär sind, ist inzwischen das Borg-Fernrohrprogramm
auch in Amerika lieferbar. Der Markenname "Borg" hat seinen
Ursprung in den japanischen Worten für "Teleskop-Ausrüstung",
und hat nichts mit den Bösewichtern aus "Startrek"
zu tun.
Diese Refraktoren sind einzigartig in ihrem modularen Aufbau, .zum
Beispiel kann man das 100ED-Objektivmit seiner Fassung, welches ich
in einem Kompakttubus mit 80 mm Durchmesser besprochen habe, auch
in einen größeren Tubus mit 115 mm Durchmesser eingeschraubt
werden, der für Fotografie im Mittelformat vorgesehen ist. Andererseits
kann der von mir getestete 80 mm-Tubus auch für Borg 50- und
76 mm-Objektive verwendet werden. Eine Anzahl von verschieden großen
Okularauszügen lassen sich an der Rückseite des Tubus anschrauben,
und außerdem gibt es noch ein riesiges Angebot von Zubehörteilen.
Borg bietet achromatische und apochromatische Refraktoren von 2 Zoll
(50 mm) bis 6 Zoll (150 mm) Öffnung an. Sie können Ihr Teleskop
selbst zusammen bauen oder, oder eine Zu-sammenstellung von populären
Komponenten kaufen.
Für unseren Test lieh uns die Hutech Corp., Borgs Großhändler
in Nordamerika, eine Zusammenstellung von Komponenten für einen
100 mm ED-Refraktor.
Die Mechanik von Borg:
Alle Borg-Komponenten sind solide aus Metall gefertigt. Die einzige
Ausnahme die ich beim Test fand waren der Plastikschutzdeckel für
das Objektiv und der optionale Rotations-Okularhalter. Trotz der robusten
Konstruktion ist der Tubus des Borg 100ED bemerkenswert leicht., er
wiegt nur 7,9 Pound (3,6 Kg), und ist damit der leichteste 4 Zoll
Apo-Refraktor im Test. Genaue Scharfeinstellung ist bei Borg-Teleskopen
leicht. Die Herstellerfirma benutzt einen Helical-Fokussierer, welcher
wie der Fokussierring eines der üblichen Kameraobjektive arbeitet.
Es gibt tatsächlich sogar eine Skala mit 0,1 mm-Teilung, mit
der man nach einer Verstellung die selbe Fokusposition wieder einstellen
kann.
Der an unserm Teleskop montierte Fokussierer (#7835) arbeitete weich
und wackelfrei, aber ich konnte nur noch eine leichte Hemmung feststellen,
wenn ein schweres Okular, wie z.B. das Tele Vue 35-mm Panoptik, den
Auszug nach unten zog.. Der Okularauszug hat 20 mm Verstellweg-moderat,
aber genug um die erforderliche Fokusverstellung zu ermöglichen,
wenn ich viele verschiedene Okulare einsetzte. Es gibt noch zusätzlich
einen Schiebetubus, welcher zusätzlich 75 mm Verstellweg hat.
Alle von mir probierten 1 1/4 und 2 Zoll-Okulare, sogar solche, die
einen extremen Verstellweg brauchten, ließen sich scharf stellen
ohne Rücksicht auf den verwendeten Zenitspiegel. Die Feststellknöpfe
am Okularauszug waren groß genug, um sie auch mit Handschuhen
leicht bedienen zu können.
.Ich beurteile den optionalen Borg 7x50-Sucher als gut. Die Sterne
am Gesichtsfeldrand sind etwas weich und zeigen etwas Aberration,
aber im Zentrum sind sie scharf. Das Okular und das Fadenkreuz können
unabhängig voneinander scharf gestellt werden, und die Austrittspupille
hat auch für Brillenträger genügend Abstand.
Die optionalen Rohrschellen lassen sich problemlos an allen gängigen
Montierungen anbringen. Jeder Ring hat eine ebene Fläche mit
3 Bohrungen, während auf der anderen Seite sich ein 30 mm langer
Bolzen mit einer großen Befestigungsschraube befindet
Obwohl das Borgsystem kompliziert ist, gewöhnte ich mich schnell
daran, welche Adapter
und Ringe woran passten. Mein einziger Einwand besteht darin, dass
beim Anbringen der diversen Adapter sich diese so fest drehten, dass
man sie später nur schwer auseinander schrauben konnte
Leichte
modulare Komponenten machen den Borg 100ED zum idealen Reiseinstrument
für Beobachtung und Fotografie. Das längste Teil, der Haupttubus,
ist nur 9 Zoll (23 cm) lang. Zerlegt passt das Teleskop in eine Fluglinien-Tragetasche,
was die auch die strengsten Sicherheitsinspekteure zufrieden stellt.
Alle Fotografien von Alan Dyer.
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Fotografie
mit dem Borg-Refraktor:
Fotografien
von dem offenen Sternhaufen M11 zeigen die außeraxiale Abbildungsleistung
des Borg 100ED. Ohne optionale Linsen bildet das f/6,4-Teleskop die
Sterne auf einem Kreis von ungefähr 27 mm Durchmesser ab, jedoch
an den Ecken verlängern sich die Sterne zu Strichen (siehe Abbildung
oben links). Mit dem 0,85x Fokalreducer (ergibt f/5,4)werden die Sterne
bis in die Ecken punktförmig abgebildet. Der 1,04 Bildebner (f/6,6)
zeigt ebenfalls stecknadelförmige Sterne bis in die Ecken.
(Siehe hierzu 3 Bilder oben)
Dieses Teleskop
ist geradezu für Fotografie konstruiert. Sterne erscheinen fast
über das volle Kleinbildformat als scharfe Stecknadelpunkte, sehr
bemerkenswert für ein einfaches Dublett-Objektiv. Für zusätzliche
Schärfe in den Bildecken haben Astrofotografen die Auswahl unter
zwei Möglichkeiten. Ein neuer 0,85x-Fokalreducer ergibt eine effektive
Brennweite von 540 mm bei f/5,4. Eine Bildebnungslinse ergibt 1.04 fache
Brennweite (eine leichte Vergrößerung ) und f/6,6, sie eliminiert
sauber das Restkoma und den Restastigmatismus, welche die Sterne in
den Ecken verzerren.
Ohne oder mit den Bildfeldebnern empfand ich den Borg im Fokus als Schnäppchen.
Fotografien wurden über das ganze Bildfeld scharf wiedergegeben.
Obwohl schnelle Refraktoren fast unvermeidlich in den Bildecken vignettieren,
speziell solche mit 2 Zoll-Auszügen, fand ich nur ganz minimale
Vignettierung bei meinen Testbildern.
Gesamteindrücke
vom Borg-Refraktor:
Als jemand
der Sonnenfinsternisse jagt und gelegentlich in die südliche Hemisphäre
reist, war ich schnell von der guten Transportfähigkeit des Borg
100ED angetan. Der Borg ergibt reichlich Öffnung in einer kompakten
und leichten Verpackung. Seine modularen Komponenten können in
jeden Winkel von Koffern verstaut werden. (Man kann sogar Teile in den
leeren Tubus packen)
Der optionale Rotationsokularhalter ist eine wunderbare Sache beim Beobachten
von Sonnenfinsternissen. Neben einer fokussierten Kamera können
sowohl das 35 mm-Orion Ultrascopic als auch das 22 mm Tele Vue-Panoptikokular
fokussiert werden, wodurch dem Beobachter erlaubt wird blitzschnell
zwischen Beobachtung und Fotografie mit dem gleichen Teleskop zu wechseln.
Mit seinen guten optischen Qualitäten, ist der Borg-Refraktor das
gegebene Instrument als Allzweckteleskop für reisende Beobachter
Aber seine wirkliche Leistung zeigt sich beim Fotografieren. Die über
die bis in die Ecken stecknadelförmige scharfe Sternabbildung ,
die sich mit den Bildfeldebnern ergibt, ergibt ein ideales Teleskop
für Deep-Sky-Fotografie im Kleinbildformat oder mit CCD-Kameras
mit großen Chips.
Wenn auch vielleicht andere Teleskope und Astrografenoptiken aus dem
Borgkatalog noch mehr beeindrucken als der 100ED, haben Nordamerikas
Himmelsstürmer die Gelegenheit eine neue Wahl in Erwägung
zu ziehen. Widerstand ist zwecklos.
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Orion/Vixen
VX114-ED ( entspricht dem Modell Vixen ED 114SS)
Die
Firma Vixen aus Japan, deren Produkte exklusiv in Nordamerika von "Orion
Telescopes" vertrieben werden, hat einen guten Ruf gute Optik in
erschwinglichen Teleskopen zu produzieren. Ich habe früher schon
das Modell VX102-ED (neben noch zwei anderen 4 Zoll Vixen-Refraktoren)
im Novemberheft 1999 von S&T besprochen und fand gute visuelle und
fotografische Leistungen dieser Modelle zu einem vernünftigen Preis.
Der letzte Zugang in der Orion/Vixen-Familie ist ein 114 mm f/5,3-Refraktor,
der ein Zweielement ED-Objektiv mit einem einlinsigem Feldkorrektor
vor dem Okularauszug kombiniert. Obwohl dieses Modell etwas größer
als die üblichen 4 Zoll-Apos ist, ist es wegen seines attraktiven
Preises von 2200$ für jedermann interessant, der erwägt sich
ein Teleskop aus dieser Leistungsklasse zu kaufen. Das Testinstrument
wurde bei Orion ausgeliehen.
Die
Mechanik von Vixen
Die Ausführung des 114-ED entspricht dem bei Vixen gewohnten guten
Qualitätsstandard der Metallkomponenten.(keine Massenproduktion)
Der Tubus ist für ein Teleskop dieser Größe leicht und
wiegt nur 5,6 Kg. Aber mit 71 cm Länge ist der Tubus länger
als nötig und entsprechend sperrig bei Transport oder Lagerung.
Das liegt daran, dass sich die Taukappe nicht einschieben lässt,
wie bei den meisten anderen Highend-Refraktoren. Sie können jedoch
die Taukappe von der Linsenfassung abschrauben. Wenn Sie es noch kompakter
wollen, können sie noch den Okularauszug abschrauben. Dann ist
der Tubus nur noch 44 cm lang.

on
uns getestete Grundaus-stattung:
Orion/Vixen 114-ED
Optionaler 2 Zoll1/4Okular-stutzen
Optionaler Fokal-Reducer
Optionaler 60 mm Kamera-Adapter.
Was
wir gut fanden:
-
Hohes Öffnungsverhältnis* Ausgezeichnete Bildwiedergabe
bei Mittelformatfotografie.
Was
wir bemängelten:
-
Einige Okular/Zenitprisma-Kombinationen waren nicht fokussierbar.*
Helle Objekte können Geisterbilder erzeugen.
Der
2 Zoll-Okularauszug erwies sich als leichtgängig und präzise,
zwar ohne Spiel aber mit leichtem Bildschifting, wenn er vor und zurück
gedreht wurde. Der Auszug, der für Fotografie festgeklemmt werden
kann, hat einen großzügigen Verstellweg von 80 mm. Trotzdem
fand ich einige Okular/Zenitprisma-Kombinationen, die nicht zu fokussieren
waren. Mit dem optionalen Vixen 2 Zoll-Adapterring und einem Astro-Physics
2 Zoll-Zenitprisma konnte ich das 35 mm-Panopticokular gerade noch fokussieren,
aber nicht das 31 mm oder das 22 mm-Nagler.
Eine
populäre Zusammenstellung von Komponenten für den Orion/Vixen-Refraktor
enthält den standardmäßigen 1 1/4 Zoll-Okularstutzen;
den optionalen f/4,4-Fokalreducer , (welcher den serien-mäßigen
Flatfield-Korrektor ersetzt), sowie den 60 mm weiten Kameraadapter mit
integriertem T-Ring für spezielle Kameras; außerdem noch
den optionalen 2 Voll-Okularstutzen für einen Kameraadapter zum
Fotografieren mit f/5,3.
Eine
populäre Zusammenstellung von Komponenten für den Orion/Vixen-Refraktor
enthält den standardmäßigen 1 1/4 Zoll-Okularstutzen;
den optionalen f/4,4-Fokalreducer , (welcher den serien-mäßigen
Flatfield-Korrektor ersetzt), sowie den 60 mm weiten Kameraadapter mit
integriertem T-Ring für spezielle Kameras; außerdem noch
den optionalen 2 Voll-Okularstutzen für einen Kameraadapter zum
Fotografieren mit f/5,3.
Die
Optik von Vixen:

Eine
60-Minuten-Belichtung des Nordamerikanebels auf Kodak Supra 400-Film
zeigt das vom Vixen wiedergegebene Feld bei f/5,3, welches 3 1/2 x 2
1/4 Grad umfasst. Eine Ausschnittvergrößerung zeigt, dass
nur die extremen Ecken des 35 mm-Formats mäßig verlängerte
Sternabbildungen aufweisen. Es wurde der optionale 60 mm-Kameraadapter
für alle Testfotos verwendet, um die Vignettierung zu vermeiden,
die von Standard-T-Ringen verursacht wird.
Bei
200-facher Vergrößerung sah der Vollmond neutralweiß
aus, mit keinen nennenswerten Farbsäumen am Mondrand. Beim Durchdrehen
durch den Fokus zeigte sich intrafokal eine magenta/gelbe und extrafokal
eine cyan/rote Schattierung. Jupiter sah, wenn er scharf gestellt war,
neutralweiß aus, ohne einen blauen Halo, bemerkenswert für
so einen Refraktor mit so einem großen Öffnungsverhältnis.
Jedoch durch die kleine Tiefenschärfe des Feldes bedeutet es, dass
Farbränder von einer leichten Defokussierung her rühren.
Helle Sterne erster Größe erschienen im reinen Weiß,
ohne Halos durch chromatische Aberration. Blitze von Magenta und Cyan
tauchten nur in Momenten schlechten Seeings auf. Durchdrehen durch den
Fokus zeigte intrafokal einen hellen Magentarand und ein blaues Zentrum
des Beugungsscheibchens und eine cyanrötliche Färbung des
Beugungsscheibchens bei extrafokakler Einstellung., entsprechen der
Farbcharakteristik eines schnellen ED-Objektivs.
Das
Orion/Vixen 114-ED bietet ein ebenes gut korrigiertes Bildfeld an und
ist eine ausgezeichnete Wahl für diejenigen, die an Mittelformat
Deep-Sky-Fotografie interessiert sind. Der Fernrohrtubus ist im Innern
mit schwarzer Farbe lackiert und hat zwei Streulichtblenden und weitere
vier im Okularauszug.
Ein
Sterntest bei 200-facher Vergrößerung zeigte einen geringen
Betrag von unterkorrigierter sphärischer Aberration, der wie eine
leichte Fehljustierung aussah. -Sternmuster ganz nah am Fokus sahen
nur dann symmetrisch aus, wenn man sie außerhalb der Mitte des
Bildfeldes pla-zierte. Im Fokus zeigten helle Sterne eine ziemlich scharfe
Beugungsscheibe, die von hervorspringenden ersten und zweiten Beugungsringen
umgeben war. Der doppelte Doppelstern, Epsilon Lyrae, war sauber getrennt
mit einem leichten Dunstschleier um die Sterne herum.
Bei der niedrigsten Vergrößerung, erschienen alle bis auf
die hellsten Sterne als sauber definierte Punkte quer über das
riesige 4 Grad-Feld eines 35 mm-Panoptik-Okulars, ein Beweis für
das ebene Feld des Teleskops. Bei niedrigen bis mittleren Vergrößerungen
waren die Effekte durch Restaberration komplett unsichtbar.
Trotz der Streulichtblenden im Vixentubus erschien der Himmel aufgehellt,
wenn ich den Mond aus dem Bildfeld ausblendete. Überbelichtete
Mondfotos außerhalb seines Zentrums zeigten ein Geisterbild, wodurch
sich meine Vermutung festigte, dass die Himmelsaufhellung durch eine
interne Reflexion des Feldebners verursacht wurde.
Ich würde mich sehr wundern, weitere aberrationsfreie Optiken in
einem Refraktor dieser Öffnung, diesem Öffnungsverhältnis
und diesem Preis zu finden. Die Farbwiedergabe des Vixen 114-ED war
sehr gut und weitaus besser als ein beliebiger f/5 bis f/8-Achromat,
aber nicht so gut wie Vixens eigener VX102-FL f/9 Fluorit-Refraktor.
Nichtsdestoweniger, für allgemeine Beobachtungen ist der Vixen
114-ED ein feines Gerät und ist außerdem noch für Weitfeld-Deep-Sky-Beobachtungen
geeignet.
Fotografie
mit dem Vixen 114-ED:
Die andere starke Seite dieses Teleskops ist seine Eignung für
Mittelformatfotografie. Die schnelle f/5,3-Optik fängt schwache
Nebel mit relativ kurzer Belichtungszeit ein, wobei die 600 mm Brennweite
ausreichen, um gute Details, sogar bei den kleinsten Galaxien und planetarischen
Nebeln abzubilden.
Obwohl der eingebaute Bildfeldebner nur aus einer einzigen Linse besteht,
erfüllt er seinen Zweck. Sterne werden stecknadelförmig bis
fast in die äußersten Ecken des 35 mm-Formats abgebildet
Das ist eine ausgezeichnete Bildfeldebnung und kommt gleich oder übertrifft
die Leistung von Highend-Apos die zu einem 50% höheren Preis verkauft
werden.
Trotz meiner Bemerkungen zu Geisterbildern, fand ich keinen Beweis für
das Vorhandensein von Lichtfackeln oder Reflexionen in meinen nachgeführten
Fotos. Was an chromatischer Aberration von der lichtstarken ED-Optik
herrührt, war auf den Bildern nichts zu sehen - Ich sah keine ausgedehnten
blauen Halos um die Sterne herum. Der einzige ernsthafte Schwachpunkt
war eine merkliche Vignettierung in den Bildecken wenn ich den optionalen
f/ 4,4-Fokal-Reducer benutzte, ein Nachteil bei Fokal-Reducern von vielen
Teleskopen.

Der
optionale f/4,4 Fokal-Reducer stellt ein Bildfeld von 4 1/3 x 2 1/3
Grad zur Verfügung. Die Korrektur des außeraxialen Komas
und des Astigmatismus war sehr gut, Sterne zeigten nur eine Spur von
Koma in den Bildecken. Ein Nachteil des Fokalreducers ist seine Vignettierung
in den Bildecken. Das Glimmen um die Sterne herum rührt von einem
dunstigen Himmel her, nicht vom Teleskop.
Gesamteindrücke
vom Vixen 114_ED
Für
Astrofotografen nimmt das Vixenteleskop 114-ED wegen seines ebenen Bildfeldes
und seiner hohen Lichtstärke eine Sonderstellung wegen seines günstigen
Preises, sogar gegenüber wesentlich teureren Refraktoren und Reflektoren
ein. In Kombination mit der hervorragenden Vixen Great Polaris GP oder
GP-DX-Montierung, bekommt man einen der besten Gegenwerte für eine
astrofotografische Ausrüstung auf dem Markt.
Nach meinen ersten Erfahrungen mit sowohl der Montierung als auch dem
Teleskop, empfehle ich diese Kombination sehr für jemand, der Deep-Sky-Fotografie
mit mäßigen Investitionen betreiben will. Sie können
erheblich mehr als die 3000 $ für diese Kombination investieren,
ohne eine merkliche Verbesserung Ihrer fotografischen Ergebnisse zu
erreichen.
|
Tele
Vue-NP 101
Anfangs
der achtziger Jahre weckten die von Al Nagler konstruierten und in der
von ihm gegründeten Firma Tele Vue vertriebenen Refraktoren wieder
das Interesse an einem Teleskoptyp, der manchen schon als ein Relikt
aus dem 19. Jahrhundert erschien.
Während des zweiten Weltkrieges beherrschten bei den nordamerikanischen
Amateuren zuerst Newton-Reflektoren und anschließend Schmidt-Cassegrains
unangefochten den Markt. Später kamen dann Refraktoren von Tele
Vue und Astrophysics (Letztere von Roland Christen konstruiert) hinzu,
und eine Refraktor-Revolution begann, die bis zum heutigen Tag anhält.
Mit neuen verfügbaren Glassorten und mit dem Computer berechneten
Objektiven haben Christen und Nagler ihre Teleskope ständig verbessert,
bis zu einem Stand, der kaum noch zu überbieten ist.
Naglers
neuster Zugang bei den Hochleistungsrefraktoren ist das Modell NP 101.
Ähnlich wie bei vorangegangenen Tele Vue-Refraktoren ist der NP
101 eine Konstruktion mit vier Elementen mit einem Dublett mit voller
Öffnung an der Frontseite des Teleskops und einem Dublett
kleinerer Öffnung in der Nähe des Teleskopendes. Diese Bauart
wurde schon 1841 von dem Österreicher Max Petzval als Konstruktion
für ein Portraitobjektiv vorgeschla-gen.(daher rührt auch
die Bezeich-nung "NP" = Nagler-Petzval her)
Während ein Bildebnungselement bei einigen Apos als Zubehör
angeboten wird, ist bei dem NP 101 ein geebnetes Feld ein integraler
Bestandteil der Konstruktion. So liefert das Teleskop stecknadelförmige
Sternabbildungen mit Weitwinkelokularen und auf 35 mm-Film. Der NP 101
hat eine effektive Brennweite von 540 mm (f/5,4), welche kürzer
ist, als der 26 Zoll (660 mm) lange Tubus vermuten lässt. Unser
Testfernrohr wurde von Tele Vue ausgeliehen.
Wie ich auf den ersten Blick feststellen konnte, ist der NP 101 gegenüber
dem jetzt eingestellten Modellen Tele Vue-101 und Genesis verbessert
worden, die chromatische Aberration wurde restlos beseitigt. Außerdem
wird dieser ultimative Stand der apochromatischen Wiedergabe in einem
ungefähr 6 Zoll kürzerem Tubus, als bei früheren Modellen
erreicht.

Von
uns getestete Grundausstattung:
-
Tele Vue 101-NP Refraktor mit 2 Zoll-Everbrite-Zenitspiegel und 1
1/4 Zoll-Adapter. Wird mit passendem Hartschalenkoffer geliefert
Was wir gut fanden:
-
Kompromisslose optische Qualität
-
Für Astrofotografie keine Zusatzoptik nötig
-
Teleskop ab Lager lieferbar
Was wir nicht gut fanden:
-
Tubus nicht so kompakt wie bei anderen Teleskopen dieser Brennweite.
Eines
der neuesten Mitglieder der Tele Vue-Familie, der NP 101 unter drückt
Streulicht im Tubus sowohl mit einem rauen, matten Gewebe auf den Tubusinnenwänden
und im Okularauszug als auch mit Blenden im Tubus. Alle Linsen sind
mehrschichtvergütet für maximale Lichtdurchlässigkeit.
Die
Mechanik von Televue:Der 10,8 Pound (4,9Kg) schwere Tubus hat eine dauerhafte
Hammerschlaglackierung mit einer seidenmattschwarz eloxierten Taukappe,
Objektivfassung, Rohrschelle und Okularauszug. Die mit Filz ausgelegte
Taukappe ist über den Tubus geschoben und lässt sich mühelos
vorschieben, wodurch der Tubus um 4 Zoll verlängert wird. Der Sucher
mit Zahnstangenantrieb lässt sich präzise ohne Bildverschiebung
und ohne Spiel einstellen. Die Scharfstellknöpfe sind mit geriffeltem
Gummi belegt. Das ist kein überflüssiger Luxus; bei kaltem
Wetter fühlt sich der Gummi an den Fingern angenehmer an als blankes
Metall. Alle Bedienungsknöpfe sind groß genug, um auch mit
Handschuhen bedient werden zu können.
Der
Okularauszug und der Zenitspiegel besitzen Messingspannringe um die
Okulare und sonstige Zubehörteile festzuklemmen, ohne die Chromober-flächen
der Steckhülsen zu verkratzen, wie es manchmal mit Rändelschrauben
geschieht. Tele Vues hervorragender "Everbrite"-Zenitspiegel
besitzt eine "High-tech" dielektrische Vergütung, die
für beste Reflexion sorgt.
Ich benutzte den mitgelieferten 2 Zoll-Zenitspiegel mit "Everbrite"-Vergütung.
Damit konnte ich alle vorhandenen Okulare fokussieren, von riesigen
2 Zoll Okularen bis zu 1 1/4 Zoll-Okularen mit Adapter. Ich probierte
auch den NP 101 mit einem Tele Vue-Binokular, für entspannte Beobachtung
mit zwei Augen, zu betreiben. Um den Fokus zu erreichen, musste die
zugehörige 2x-Barlowlinse eingefügt werden.
Der NP 101 wird ohne Sucher geliefert. Televue empfiehlt ein langbrennweitiges
Okular, z.B. ein 55 mm-Plössl zum Aufsuchen zu benutzen. Leute
wie ich ziehen es allerdings vor, zuerst am Tubus entlang zu peilen
und dann durch einen Sucher zu schauen, um ein Beobachtungsobjekt zu
finden.
Der preiswerte "Quickpoint"-Sucher im Plastikgehäuse
oder der teurere "Starbeam" in Ganzmetallausführung werden
oben auf der Rohrschelle angebracht.
Die Rohrschelle ist nicht vorbereitet eine Kamerahalterung oder ein
Leitfernrohr auf zu nehmen. Stattdessen können Astrofotografen
das Fernrohr zusammen mit dem Leitrohr auf eine Losmandymontageplatte
montieren oder den Np 101 in handelsübliche Rohrschellen mit Montagelöchern
für Leitrohre montieren.
Mit
Tele Vues bemerkenswertem 31 mm-Nagler Okular ausgestattet zeigte der
NP 101 stecknadelförmige Sternabbildungen über ein riesiges
Feld von 4 _ Grad. Nur in den äußersten Bildecken flackerten
die Sterne ein bisschen. Das ist eine hervoragende Kombination für
Richfieldansichten der Milchstraße.
Die
Optik von Tele Vue:
Gute Optiken sind leicht zu bewerten - der NP 101 zeigte nicht die geringste
Spur von Aberration; Ende des Berichts!
Um die Aussage noch zu vertiefen: Bei einem Sterntest mit hoher Vergrößerung
sah ich weder Farbe, noch Astigmatismus noch irgendeine Asymmetrie oder
einen Einfluss auf die Farbwiedergabe beim defokussieren in beide Richtungen.
Helle Sterne erschienen als saubere, weiße Scheibchen beim durchfokussieren,
ohne irgendwelche Magenta oder Cyan-Ränder bei intra- oder extrafokaler
Einstellung. Im Fokus erschienen die Sterne als feste,scharfe Beugungsscheibchen,
umgeben von einem zartem ersten Beugungsring ohne weiteren unechten
Flaum drum herum eine lehrbuchmäßige Abbildung.
Saturn erschien gestochen scharf vor einem dunklen Himmel. Die Abstufungen
in den Ring-schatten waren offensichtlich, so wie auch mehrere schwache
Monde des Planeten zu sehen waren. Jupiters Scheibe sah reinweiß
aus, ohne irgendeine Verfärbung durch unfokussierte Wellenlängen
oder einen Filtereffekt durch Glas oder Vergütungsschichten. Man
sah nur unverfälschtes Licht, so wie man es von einem apochromatischen
Refraktor erwartet.
Die innere Schwärzung des Tubus arbeitete perfekt. Himmelsansichten
mit niedrigster Vergrößerung zeigten weder Reflexe noch Geisterbilder
von hellen Objekten außerhalb des Gesichtsfeldes. Dies ist offensichtlich
eines der weltbesten Teleskope, mit der Fähigkeit mit der Leistung
eines beliebigen anderen Hochleistungsrefraktors mit zu halten.
Fotografie
mit dem Tele Vue 101
Das geebnete Feld des 101 zeigt sich als Vorteil bei der 35 mm-Fotografie
oder der CCD-Fotografie mit den Kameras mit den größten Mega-Pixel-Chips.
Der Test zeigte stecknadelförmige Sterne über das gesamte
Kleinbildformat mit nur ganz schwachen Andeutungen von Koma oder Astigmatismus
in den Bildecken.
Wie auch andere Teleskope dieser Öffnung vignettiert der NP 101
ein wenig in den Ecken des Kleinbildformats. Diese Abdunkelung macht
sich nur bei Fotos, die kontraststeigernd entwickelt werden, bemerkbar,
wie man es von Deep-Sky-Bildern gewohnt ist.
Die einzige Einschränkung für den NP 101 besteht darin, dass
er in jedem Fall nur für das 35 mm-Format oder CCD-Fotografie ausgelegt
ist. Der 2 Zoll-Auszug ist nicht groß genug um Mittelformatkameras
auszuleuchten, auch die optische Auslegung des Teleskops ist nicht für
das Mittelformat gedacht.
Links:
Diese
Fotografie des offenen Sternhaufen M36 (rechts unten) und von M38 zeigt,
dass der NP 101nahezu punktförmige Sterne über das ganze 35
mm-Format liefert. Nur in den äußersten Ecken werden die
Sterne eine Winzigkeit länglich.(Siehe hierzu untenstehendes Bild)
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